» Tierschutz History

Ab 1879

Nach Zusendung eines Protokoll-Journals wurde der Tierschutzverein Itzehoe bereits am 21. Juni 1879 gegründet.
Unsere Vereinsgeschichte muss damit neu geschrieben werden.
Die Journalseiten umfasst die Jahre 1879 bis 1916.

Der Tierschutzverein Itzehoe und Kreis Steinburg wird 2019 140 (!) Jahre alt!

Da hat sich wohl der Fehlerteufel eingeschlichen, mag manch einer denken.
Der Tierschutzverein Itzehoe und Kreis Steinburg wurde doch 1938 gegründet?                                         
Ja, wir sind viele Jahrzehnte vom Gründungsjahr 1938 ausgegangen, bis Frau Brigitte Koopmann aus Lübeck im Nachlass ihres verstorbenen Mannes Per Koopmann ein in Sütterlin verfasstes Protokollbuch gefunden hat, wonach der Verein am 21. Juni 1879 im Hotel „Stadt Hamburg“ in Itzehoe gegründet wurde.
Vermutlich war das Protokollbuch im Besitz des Vorstandsmitgliedes Otto Koopmann (1847 - 1922), Lehrer und Bibliothekar sowie stellvertretender Feuerwehrhauptmann von Itzehoe.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Koopmann, die uns das Protokollbuch zur Verfügung gestellt hat.

Ein großes Dankeschön gebührt auch Frau von Torklus, die das Protokollbuch für uns „übersetzt“ hat bzw. auf ihre Kosten hat „übersetzen“ lassen.
Die Sitzungen wurden zwar in einer wunderschönen Handschrift protokolliert, gleichwohl ist die heute kaum noch gebräuchliche Sütterlinschrift nicht ganz leicht zu lesen, was sowohl der damaligen Schreibweise (z. B. schrieb man Tier mit „h“) als auch dem seinerzeitigen Duktus geschuldet ist.

Mit dem Protokollbuch liegt uns ein spannendes Zeitzeugnis vor.
Man bedenke:
1879 hat Deutschland noch einen Kaiser,
Albert Einstein wird geboren und
Thomas Alva Edison erfindet die Glühbirne

Auf der „bekannten Erde“ soll es seinerzeit 500 Tierschutzvereine gegeben haben.
In Schleswig-Holstein hatte sich bereits der Verband der Schleswig-Holsteinischen Thierschutz-Vereine gegründet, in Gotha fand der „Deutsche Congreß der Vereine für Thierschutz“ statt.

Sehr interessant ist, dass einige seinerzeitigen Tierschutzthemen genau ins Gegenteil umgeschlagen sind, andere wiederum glücklicherweise gar nicht mehr thematisiert werden müssen und wieder andere nach wie vor (in noch schlimmerer Form) die Tierschützer beschäftigen.

Während heutzutage leider viele landwirtschaftliche Betriebe ihren Tieren überhaupt keinen Weidegang mehr ermöglichen und man sich freut, wenn z. B. Kühe auf der Weide zu sehen sind, hat sich der Tierschutzverein in jener Zeit dafür einsetzen müssen, dass „das Vieh“ nicht zu früh im Jahr auf die Weide und zu spät im Jahr wieder in den Stall kommt und der Kälte schutzlos ausgeliefert ist.
Auch das Scheren der Pferde bei noch niedrigen Temperaturen wurde thematisiert.

Die heutige Massentierhaltung und die Tiertransporte in Drittstaaten außerhalb Europas konnte man sich sicher Ende des 19. Jahrhunderts noch nicht vorstellen, griff aber auch damals schon das Thema „Viehbeförderung“ auf Dampfschiffen und mittels der Bahn auf, nachdem im Sommer während eines Eisenbahn-Transports nach Elmshorn (!) 24 Schweine verendeten.

Der Tierschutzverein hat sich seinerzeit für ein Schlachthaus in Itzehoe eingesetzt und es wurden „Küchentafeln zur Anleitung der zweckmäßigsten Tödtung der für die Küche bestimmten kleinen Haustiere“ verteilt, da es zu immer wieder zu unsachgemäßen, tierquälerischen Schlachtungen kam.

Leider hat dieser „gute Gedanke“ sein Ziel langfristig nicht erreicht, denn die nicht ordnungsgemäße Betäubung von Tieren und Tötung bei vollem Bewußtsein ist traurigerweise heutzutage in den Schlachthöfen an der Tagesordnung.

Ferner hat der Tierschutzverein damals darauf hingewirkt, dass alte und kranke Hunde und Katzen nur unter Aufsicht bzw. durch den Kreistierarzt erlöst wurden.

Aber noch viele andere Tierschutzthemen wurden seinerzeit behandelt:
 
•    Vogelschutz
-    Fangen von Krammetsvögeln (Wacholderdrosseln) nur durch Jagdberechtigte und nicht durch Kinder
-    Winterfütterung
-    Anbringen von Nistkästen
-    1911 stellt die Gemeinde ein Stück Land zur Errichtung eines Vogelschutzhains zur Verfügung
•    Jagd
•    Fischschutz
•    Froschfang
•    Taubenschießen
•    Tier-/Hahnenkämpfe
•    Vivisektion
•    Viehrettung bei Feuersbrünsten
•    Rupfen lebender Gänse
•    „notorisch unbrauchbare“ Militärpferde

Mit arbeitenden Hundefuhrwerken müssen wir uns im 21. Jahrhundert glücklicherweise nicht mehr beschäftigten, durchaus aber mit Pferdefuhrwerken, auch wenn diese nicht mehr so das Leben prägen.

Dem Tierschutzverein gehörten im November 1879 bereits 116 Mitglieder an, darunter viele Honoratioren (Stadtverordnete/-räthe, der Landrat, (Kreis)Tierärzte, Polizisten …).
Prinz Julius von Schleswig-Holstein-Glücksburg und Prinzessin Louise wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.


Mittels Präventivmaßnahmen kam es teilweise gar nicht erst zu Tierquälereien - z. B. wurde die gute Behandlung von Pferden prämiert. Der Tierschutzverein erreichte es,  dass Tierquälereien mit Gefängnis geahndet wurden (z. B. weil ein Fuhrwerkbesitzer seine Pferde verhungern ließ).

Auch „Fundraising“ wurde von den Herren (? - von Damen war nie die Rede) damals bereits betrieben, auch wenn sie sicher einen anderen Begriff gewählt haben. Es wurden Geschenke (Spenden) und Mitglieder eingeworben. Ein Stadtdiener verlangte für „Umhergehen mit dem Bogen, um Mitglieder zur Unterzeichnung aufzufordern“ 18 Mark.

Im Zusammenhang mit der evtl. Aufstellung eines Trinkbrunnens für Droschkenpferde trat man an die Sparkasse und die Stadt zwecks Unterstützung heran.

Bereits damals erkannte man, dass die Kinder und Jugendlichen die Tierschützer von morgen sind und stellte den Schulbibliotheken Schriftstücke zur Verfügung.

Leider endet das Protokollbuch 1916, wobei die Einträge während des ersten Weltkrieges immer spärlicher wurden und Versammlungen während des Krieges nicht stattfanden.

Ab 1933

Durch den unermüdlichen Einsatz von verschiedenen Tierschutzorganisationen wurden im April 1933 ein Reichsgesetz und eine Reichsverordnung zum Schutz der Tiere in Deutschland erlassen.
Tierquälereien wurden von nun an als Vergehen mit Gefängnis von bis zu zwei Jahren und / oder Geldstrafe belegt.

Sehr viele Tierschutzvereine, die in dieser Zeit (1933 - 1939) gegründet wurden, leiten sich durch die entsprechende Reichsgesetzgebung ab. Auch der Tierschutzverein Itzehoe und Umgebung e.V. wurde in diesem Zusammenhang gegründet.

Laut Vereinsregister wurde die Urschrift der Satzung am 22.September 1938 beschlossen und beim Vereinsregistergericht eingetragen. Der Lehrer Otto Christiansen aus Itzehoe wurde am 13.Oktober 1938 durch den Reichstierschutzbund in Frankfurt/Main zum 1. Vorsitzenden bestellt. Eine Geschäftsstelle des Tierschutzvereins wurde in der Liliencronstraße 3 in Itzehoe eingerichtet. Über Aktivitäten des Vereins aus dieser Zeit liegen uns leider keine Unterlagen vor. Aufgrund der Kriegswirren fand die letzte Jahreshauptversammlung seinerzeit am 11. April 1943 statt.

Ab 1964

Am 24. Februar 1964 wurde von Seiten des Registergerichts der Tierschutzverein aufgefordert, seine Protokolle der Jahreshauptversammlungen und Beschlüsse von 1943 bis 1964 nachzureichen. Da der 1. Vorsitzende, Otto Christiansen, verstorben war, wurde Herr Johannes Harbs aus Itzehoe am 27. Februar 1964 zum Vorstand bestellt, um die notwendigen Formalitäten einer ordnungsgemäßen Versammlung einzuleiten. Die erste Jahreshauptversammlung des Tierschutzvereins nach dem Krieg fand am 25. Mai 1964 im Baumannsgesellschaftshaus am Sandberg in Itzehoe statt. Herr Johannes Harbs wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die Aufgaben beschränkten sich in dieser Zeit vorrangig auf die Betreuung von Hunden.

Aktivitäten bis ca. 1970 sind uns heute leider nicht mehr bekannt, da uns weder Zeitzeugen aus dieser Zeit bekannt sind, noch Unterlagen zur Verfügung stehen.

Im August 1973 wurden die Bewohner des Kreises Steinburg durch eine katastrophale Tierhaltung in Hohenfelde im "Tierheim Nord" aufgeschreckt. Der 1972 gewählte 1. Vorsitzende Bruno Pfenning nahm für den Tierschutzverein die Interessen wahr. Die Tiere wurden im Tierheim Hamburg, Süderstraße, untergebracht, versorgt und nach Genesung an Tierfreunde vermittelt. Da es in Itzehoe zu diesem Zeitpunkt lediglich einen Zwinger zur Unterbringung von streunenden Hunden gab, spendeten Bürger aus dem Kreis Steinburg soviel Geld, dass ein Blockhaus gekauft werden konnte. Dieses wurde zur Unterbringung von bis zu acht Hunden und Katzen baulich hergerichtet. Der Tierschutzverein betrieb nun eine kleine Tierauffangstation an der Kastanienallee in Itzehoe. Die Tiere wurden nach einer Woche Aufenthalt in das Tierheim in der Süderstraße gebracht.

Ab 1983

Im September 1983 formierten sich engagierte Tierschützer um Elli Lowin aus Itzehoe, die sich zum Ziel setzten, den Tierschutz in Itzehoe und seiner Umgebung neu zu beleben. Am 29. September 1983 wurde Frau Elli Lowin zur 1. Vorsitzenden gewählt. Der Tierschutzverein begann nun nach einem längeren "Dornröschenschlaf" wieder zu leben. Seit diesem Zeitpunkt werden keine Tiere mehr ins Tierheim nach Hamburg gebracht. Tierschutz wird vor Ort wahrgenommen.

Im August 1984 wurde Herr Holger Sauerzweig zum 1. Vorsitzenden gewählt. Um den Tätigkeitsbereich des Tierschutzvereines Rechnung zu tragen, wurde der Vereinsname 1985 in Tierschutzverein Itzehoe und Kreis Steinburg e.V. umgeändert. Herr Dr. Horst Becker nahm die Interessen des Vereines als 1. Vorsitzender von Mai 1987 bis Juni 1992 wahr. Ihm folgte bis Juni 1995 Herr Dieter Petersen. Dieser übergab sein Amt im Juni 1995 an Herrn Holger Sauerzweig-Strey.

Seit Oktober 1983 bemühte sich der Vorstand um einen geeigneten neuen Standort für ein Tierheimneubau, da die Tierauffangstation schon lange nicht mehr dafür geeignet war, den in die Obhut des Tierschutzvereins übergebenen Tieren eine artgerechte Unterkunft zu geben. Nach über dreißig verschiedenen Standorten - und entsprechenden Bedenken und Ablehnungen - von behördlichen Stellen, Privat- und Vereinspersonen, wurde am 19. August 1998 ein Überlassungsvertrag für das Gelände Hafenstraße 19 in Itzehoe zwischen der Stadt Itzehoe, vertreten durch den Bürgermeister Harald Brommer, und dem Vorstand des Tierschutzvereins Itzehoe und Kreis Steinburg e.V. unterzeichnet.

Das neue Tierheim wurde am 29. Dezember 1999 bezogen. Im Mai 2000 wurde die offizielle Inbetriebnahme gefeiert. Die bisherigen Baukosten in Höhe ca. 880.000 DM wurden durch Erbschaften, Spenden, finanziellen Unterstützungen der Kommunen aus dem Kreis Steinburg u. dem Land Schleswig-Holstein beglichen.

Nach 2000

Nach der Inbetriebnahme des Tierheimes wurden weitere bauliche Maßnahmen vorgenommen, um einen verbesserten Service zur Unterbringung und Betreuung der dem Verein anvertrauten Tiere zu schaffen. Hierzu zählte auch u. a. die Umgestaltung der Hundeausläufe, Katzen- und Hundehaus, sowie des Besucher- und des Büroraumes.

Seit 2001 ist der Tierschutzverein anerkannter Ausbildungsbetrieb. Er bildet vorrangig nur Jugendliche aus dem Kreis Steinburg zum/r Tierpfleger/in Fachrichtung Tierheim und Pensionstierpflege aus. Aufgrund fehlender Lehrstellen in Schleswig-Holstein konnten mit der Sparkasse Westholstein und der Klara-Samariter-Stiftung Sponsoren gefunden werden, sodass wir über Bedarf (mindestens zwei Auszubildende) ausbilden konnten.

Durch die ständige Zunahme der uns anvertrauten Tiere, aber auch aufgrund der unterschiedlichen abgegebenen/gefundenen Tierarten, wurde im Jahr 2002 ein Kleintierhaus gebaut. Ein Großteil der Bausumme konnte durch Geldspenden - die anstelle von zudachten Kränze und Blumen einer Beerdigung, gespendet wurden - aufgebracht werden.

Um die Finanzierung des Tierheims zu sichern, begeht der Tierschutzverein jährlich sein Sommerfest und am 1. Adventssonntag sein „Advent im Tierheim“. Anlässlich dieser Veranstaltungen können sich die Bürger über unsere Arbeit und die Verwendung der uns gespendeten Geldmittel vor Ort informieren. 2003 wurde durch eine Spende eine gebrauchte Küche dem Tierschutzverein zur Verfügung gestellt. Diese konnte nach Herrichten einer ehemaligen Garage dort eingebaut werden und leistet bei diesen Veranstaltungen sehr gute Dienste. Dieser Raum wird seitdem auch regelmäßig für Versammlungen und unsere Öffentlichkeitsarbeit benutzt.

Um der immer größer werdenden „Katzenschwemme“ gerecht zu werden, wurde 2004 ein Aufnahmezimmer mit 12 Boxen für Katzen im ehemaligen Kleintierzimmer sowie im ehemaligen Tierarztraum eine Mutter- und Kindstation für Katzen eingerichtet. Weiterhin wurde in diesem Jahr eine Waschküche gebaut, in der zeitnah die anfallenden Wäscheteile vor Ort gewaschen und getrocknet werden können.

Zur Unterbringung von Wasser- und Landschildkröten wurde 2005/2006 ein entsprechendes Gehege mit Wasserteich angelegt.

Da es Probleme im Mauerwerk des alten Bürogebäudes mit Feuchtigkeit gab, musste dort im Januar 2006 eine große Sanierung durchgeführt werden. Die Kosten in Höhe von ca. 9.000 Euro konnten zum Teil durch eine großzügige Spende der Klara-Samariter-Stiftung aus Neustadt und sowie Spenden aus dem Kreis Steinburg abgedeckt werden.

Da der Tierschutzverein und das von uns betriebene Tierheim keine staatliche Einrichtung sind, wurden alle bisherigen Baumaßnahmen (in Höhe von z. Z. ca. 750.000 Euro) und sowie Unterhaltung des Tierheims (dazu gehören Versorgung der Tiere/Personal/tierärztliche Leistungen etc.) ausschließlich durch Beiträge, Spenden und Kostenerstattung der Gemeinden für die Unterbringung von Fundtieren finanziert.

Wir würden uns freuen, wenn Sie sich als Spender oder Förderer am Erhalt und Fortbestand des Tierheims in Itzehoe beteiligen könnten.

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